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an die Mitglieder unserer Gemeinde

16. 03. 2020

Mit folgendem Brief wendet sich Rabbiner Akiva Weingarten an die Mitglieder unserer Gemeinde:

Liebe Gemeindemitglieder,


wir leben in einer sehr eigenartigen Zeit, in einer Zeit der Ungewissheit, der Panik. Die Welt versucht, sich an eine neue Situation anzupassen. An eine Situation über die wir noch sehr wenig wissen und in der wir versuchen, das Richtige zu tun, um uns alle am Leben zu erhalten.

Ich denke, wir sollten unbedingt auf die Experten hören und auf das, was sie zu sagen haben in Bezug auf Maßnahmen, die wir ergreifen können, um die Verbreitung des Virus so gut es geht zu verhindern. Aber wir wissen auch, dass sie auch sagen, dass sich die meisten von uns früher oder später mit diesem Virus anstecken werden, es sei denn es wird rechtzeitig ein Impfstoff gefunden.

Es gibt die berühmte Geschichte über den Vater des Buddha, der seinen Sohn schützen wollte und ihn in einem Palast leben ließ, der weit weg von allen alten oder kranken Menschen war. Jeden Tag ließ er die Blumen in den Beeten wechseln, damit sein Sohn niemals etwas sah, das nicht perfekt war. Aber so ist die reale Welt einfach nicht. Am Ende verließ Buddha den Palast, verabschiedete sich von allen Vorteilen, die dieser Ort mit sich brachte und ging hinaus in die echte Welt.

Wir reagieren im Moment so, als wären wir bis vor Kurzem immer in Sicherheit gewesen. Als ob Menschen nicht in Autounfällen sterben, an Hunger oder an anderen Krankheiten . Jetzt haben wir das Gefühl, dass dieser Virus uns aus unserer Komfortzone herausgerissen hat und auf einmal keiner von uns mehr wirklich sicher ist. Wenn sogar Berühmtheiten wie Tom Hanks und seine Frau Frau Rita Wilson oder Justin Troudeau und seine Frau Sophie Grégoire an dem Corona-Virus erkranken, dann gibt es vermutlich keinen vollkommen sicheren Weg, sich nicht anzustecken. Also, was sollen wir tun?

Als allererstes ist es wichtig, dass wir aufhören, in Panik zu verfallen. Die Panik hilft niemandem. Es ist wichtig, dass wir ruhig und besonnen bleiben und unser Leben weiterleben, so gut wie irgend möglich. Ja, es ist wichtig, dass wir unsere Hände waschen (was wir genau genommen immer tun sollten), dass wir Abstand halten und versuchen alles zu tun, das uns die Experten raten. Aber während wir Abstand halten, müssen wir neue Wege finden, als Gemeinde weiter zu funktionieren.

Aus solchen Zeiten sollten wir versuchen, etwas zu lernen. Wir sollten darüber nachdenken, dass wir uns jetzt in einer Situation befinden in der Länder auf der ganzen Welt in den vollkommenen Shutdown gehen, wegen eines Virus, der in China entstanden ist, weit weit weg von hier. Wir sind eine Menschheit, wir leben alle in dieser Welt und unser Handeln hat Einfluss auf jeden Einzelnen von uns. Ein Virus unterscheidet nicht zwischen Geschlechtern, Rassen, Nationalitäten oder Religionen. Wir befinden uns alle gemeinsam in dieser Situation als Menschen.

Wir sollten darauf achten, was um uns herum geschieht und dafür sorgen, dass uns die Tatsache, dass wir nicht unsere Hände schütteln oder uns physisch in die Nähe von anderen Menschen begeben, nicht emotional voneinander entfernt. Wir sind dazu verpflichtet, uns um die Bedürftigen und Kranken zu kümmern und herauszufinden, wer unsere Hilfe braucht.

Wir finden einen sehr passenden Text, der sich damit beschäftigt, wie wir unsere Umgebung rein halten können, im Kapitel 30 unserer aktuellen Parasha:


Weiter redete der HERR mit Mose und sprach: Du sollst auch ein eisernes Becken machen mit einem eisernen Fuß, zum Waschen, und sollst es aufstellen zwischen der Stiftshütte und dem Altar, und ​Wasser darein tun, daß Aaron und seine Söhne ihre Hände und Füße waschen. Wenn sie in die Stiftshütte gehen wollen, so sollen sie sich mit Wasser waschen, damit sie nicht sterben; desgleichen wenn sie zum Altar gehen, um zu dienen und anzuzünden die Feueropfer des HERRN. Und zwar sollen sie ihre Hände und ihre Füße waschen, damit sie nicht sterben. Das soll ihnen eine ewig gültige Ordnung sein, ihm und seinem Samen, für ihr Geschlecht.

Erinnern wir uns daran, dass all das eines Tages vorüber sein wird. Und bis dahin: Bleiben Sie gesund und verhalten Sie sich menschlich.

Falls Sie das Bedürfnis haben, zu sprechen oder falls Sie Fragen haben, können Sie mich jederzeit per E-Mail erreichen: oder per Telefon: 0351 6560714 (alle Anrufe werden automatisch auf mein privates Handy weitergeleitet).

Wir denken noch über die Möglichkeit nach, einige G’ttesdienste oder Shiurim online abzuhalten. Wenn Sie gerne an so etwas teilnehmen würden, senden Sie mir eine E-Mail.

Ich wünschen Ihnen alles Gute,

Rabbiner Akiva Weingarten