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Friedensgebet der Religionsgemeinschaften in Dresden

06. 11. 2023

Am 31. Oktober trafen sich etwa 200 Menschen vor der Dresdner Kreuzkirche zu einem interreligiösen Friedensgebet. Dazu eingeladen hatten der Verein „Bündnis interreligiöses Deutschland-BIRD e.V.“ und die Initiative „COEXIST - gläubig sein in der Johannstadt“
 

Angesichts der aktuellen Kriegshandlungen in Israel und Gaza, in der Ukraine und anderen Ländern, wollten die Veranstalter damit auf das Leid der betroffenen Zivilbevölkerungen aufmerksam machen, ein friedliches Miteinander der Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religionen in Dresden anmahnen und daran erinnern, dass alle Religionen der Goldenen Regel verpflichtet sind „Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg auch keinem andern zu.“ Unterstützt wurde das Friedensgebet von Musikern, die die Gebete ehrenamtlich mit einem jüdisch-arabischen Friedenslieder-Potpourri begleiteten. Alle in Dresden ansässige Religionsgemeinschaften waren aufgerufen, sich mit einem Friedensgebet aus ihrer Tradition zu beteiligen. Gekommen waren Vertreter und Vertreterinnen der Bahai, des Buddhismus, der jüdischen, christlichen und islamischen Gemeinden sowie der Drusischen und der Yesidischen Gemeinschaften.

 

Johanna Stoll sprach als Vertreterin der Jüdische Gemeinde zu Dresden: „Wir sind hier als Menschen guten Willens aus unterschiedlichen religiösen Traditionen zusammengekommen, um für Frieden in Dresden, im Nahen Osten und auf der ganzen Welt zu beten.“

 

Der evangelische Jugendpfarrer Tobias Funke nahm den Reformationssfest zum Anlass, um für Neuanfänge zu beten, „Neuanfänge, die immer wieder nötig sind, für Veränderung, der oft ausgetreten Wege. Wir beten und setzen uns ein für ein gutes Zusammenleben der Menschen aus verschiedenen Glaubensrichtungen hier in Dresden und überall auf der Welt.“

 

Tayyar Kocak vom islamischen Forum Dialog Mitteldeutschland sagte: „Angesichts der schrecklichen Taten fehlen uns die Worte und wir bringen unsere Trauer, unser Erschrecken, unsere Ohnmacht und Verzweiflung in der Stille vor Gott.

 

Moshe Barnett, Vorsitzender des Vereins Jüdische Kulturgemeinde Dresden, berief sich in seinem Friedensgebet auch auf den Propheten Jesaja: “Herr des Friedens, göttlicher Herrscher, dem der Frieden gehört. Meister des Friedens, Schöpfer aller Dinge: Möge es Dein Wille sein, dem Krieg und dem Blutvergiessen auf Erden ein Ende zu setzen und einen großen und wunderbaren Frieden auf der ganzen Welt zu verbreiten, damit kein Volk gegen Volk das Schwert erhebt. Sie werden auch keinen Krieg mehr lernen.” (Jesaja 2: 4)

 

Salem Al Saad betete für die in Sachsen lebenden Drusen:Von dir, unserem Herrn, wird der Frieden kommen, und zu dir wird der Frieden zurückkehren. Deine Berufung ist die Wohnstätte des Friedens. Gesegnet und erhöht sei unser Herr, der Allerhöchste, der Besitzer der Majestät und Ehre.“

 

Tayyar Kocak vom islamischen Forum Dialog Mitteldeutschland begrüßte die Teilnehmer mit dem Friedensgruß: „as-selamu aleyna we aleykum - Der Friede sei mit uns und mit euch!“ und rezitierte Verse aus dem Koran: „Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen.

„O ihr, die ihr glaubt! Tretet allesamt ein in den Frieden! Und folgt nicht den Schritten Satans! Siehe, er ist euch ein klarer Feind.“ (Sure el-baqara 2:208)

 

Für die buddhistische Religionsgemeinde sprach Sarah Striemke:

„Niemals in der Welt hört Hass durch Hass auf. Hass hört durch Liebe auf."

 

In Dresden leben auch Bahai. Ramzi Youssefi sagte: „O Du gütiger Vater, Gott! Erfreue unsere Herzen durch den Duft Deiner Liebe. Erhelle unsere Augen durch das Licht Deiner Führung. Erquicke unsere Ohren mit dem Wohlklang Deines Wortes und beschütze uns alle in der Feste Deiner Vorsehung.“

 

Die Yeziden vertrat Younes Bahram: „Gott, der Allmächtige, während wir hier für Frieden stehen und beten, werden überall auf der Welt Kinder, Frauen und Männer in kriegerischen Konflikten getötet. Gott, zeig uns den Weg des Friedens, wie du es damals dem Propheten Zaratustra gezeigt hast, denn wir sind heute mehr, als bisher in jener Zeit, sehnsüchtig nach Frieden und Freiheit für uns alle – ob  Yezide, Moslem, Christ oder Jude, egal welche Sprache sie sprechen und egal welche Hautfarbe sie tragen.“

 

Das interreligiöse Friedensgebet fand an den sog. Steinen des Anstoßes statt, zwei Granitwürfel, die an den biblische Vers: „Frieden schaffen ohne Waffen“ und an die christliche Friedensbewegung der DDR erinnern. Jugendpfarrer Funke berief sich auf den katholischen Theologen Hans Küng. Ihm werde der Satz zugeschrieben: „Kein Frieden zwischen den Nationen ohne Frieden zwischen den Religionen, keine Frieden zwischen den Religionen ohne Dialog zwischen den Religionen“

 

Nach den Ansprachen und Gebeten tauschten sich die Anwesenden noch lange bei Tee und Gebäck aus, über alle religiösen, kulturellen und sprachlichen Barrieren hinweg.

 

Bild zur Meldung: Friedensgebet der Religionsgemeinschaften in Dresden